Die Palette: Warum einkaufen beim Bio-Greißler so schön ist

Oft habe ich mit Wehmut an das kleine Lebensmittelgeschäft zurückgedacht, das ich in meiner Kindheit in Tirol regelmäßig besucht habe,entweder um Süssigkeiten (Treets) oder Eis (Twinni) oder Kaugummis (BazookaPalette Vorgartenmarkt) oder das wöchentliche Mickey Mouse-Heft zu kaufen. Irgendwann schloss der Laden mit seinem zuverlässig grantelnden Besitzer, eine Versicherung zog statt dessen ein und wir versorgten uns im größeren Supermarkt.

Am Anfang war es bequem, in einem Geschäft eine größere Auswahl zu haben. Und dann bekam ich den Eindruck, dass Supermärkte sowieso immer billiger seien als kleine Einzelgeschäfte. Ich muss gestehen, dass ich viele Jahre lang nicht mehr zum Greißler ging. Erst mit der Zeit fand ich es zunehmend schade, Jahr ein Jahr aus zwischen den selben monotonen Regallandschaften zu wandeln und dabei das fade Gedudel aus den Lautsprechern zu hören. In den letzten Jahren sehnte ich mich immer öfter nach diesen individuellen kleinen Geschäften mit ihrem Charme – oder manchmal auch ihrer Eigenwilligkeit – zurück. Mir war lange der offensichtliche Zusammenhang nicht klar: Wenn es die kleinen entzückenden Läden geben soll, dann sollte ich dort auch regelmäßig einkaufen. Weil sie sonst nicht überleben können.

Die Palette am Vorgartenmarkt im Stuwerviertel - BioladenUmso glücklicher war ich, als ich kurz nach meinem Umzug ins Stuwerviertel im 2. Bezirk ein gerade erst eröffnetes Bio-Geschäft am Vorgartenmarkt entdeckte, das mich sofort ansprach: die „Palette„: Alte Ladenfront mit Rollbalken, liebevolle Präsentation der Produkte, eine Üppigkeit im Warenangebot, auf das bereits das Geschäftsschild hinweist, frisch gekochte Speisen. Bei deren Zubereitung werden Abfälle möglichst vermieden: z. B. geben Kartoffel- und Karottenschalen die Basis für eine Gemüsesuppe ab, weitere pflanzliche Abfälle bekommen die Hühner einer Mitarbeiterin, nicht verkauftes Brot geht an ein Sozialprojekt. Die Verpackungsmaterialien sind möglichst umweltfreundlich (z. B. Maisstärke-Sackerl).

Es macht einfach Freude, dort hinzukommen, die Regale nach Neuem zu durchforschen, eine mit viel Liebe gekochte Suppe zu essen – frisch, versteht sich – Die Palette am Vorgartenmarkt im Stuwerviertel - Bioladenein kurzes Plauscherl mit der Besitzerin zu halten, über Kochideen oder ein Rezept zu fachsimpeln. Im Laufe der Zeit entdeckte ich, dass dieselben Produkte hier teilweise sogar billiger sind als im Bio-Supermarkt. Großes Staunen! ‚Klein‘ heisst also definitiv nicht automatisch ‚teurer‘! Es ist ein gutes Gefühl, bei jemandem einzukaufen, der selbst ökologisch und sozial bewusst handelt. Noch dazu, wo die Palette viele ihrer Produkte von kleinen Produzenten bezieht. Die können so ihrerseits kleinstrukturierter und ökologisch bewusst produzieren.

Palette: Pastrami-Sandwich am VorgartenmarktDeshalb kaufe ich immer öfter in der Palette und in anderen kleinen, lokalen Geschäften: Buchhändler, Modedesigner, Elektrogeschäfte usw. Nach Möglichkeit meide ich große Ketten. Ich möchte meinen Händler lieber persönlich treffen und eine ‚reale‘ Person unterstützen, am liebsten die in meinem Grätzl. Das ist zwar nicht immer umsetzbar, aber wo’s geht – da ist meine Entscheidung klar.

Wie seht ihr das? Wie weit ist es euch ein Anliegen, bei Einzelhändlern einzukaufen und wie weit könnt ihr das umsetzen? Ich freue mich auf eure Rückmeldungen.

7 Kommentare

  1. Ein wahrer stimmungsvoller Artikel. Auch mir geht es so wenn ich beim Greissler einkaufe. Da habe ich viel mehr das Gefühl Mensch zu sein und nicht nur Kunde der Geld ausgeben soll. Dort lerne ich auch immer wieder neue Lebensmittel kennen. Mein absolutes Highlight: blaue Elisen. Das sind violette Kartoffeln. Bin ausgeflippt vor Glück beim Essen. Ein Farbrausch.

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    • ;-) danke, walter! – ich entdecke hier auch immer wieder neues. und das nette ist, dass die besitzerin selbst total offen ist für anregungen und neue produkte und selbst gern neues ausprobiert. es kann vorkommen, dass man nach einem produkt frägt, das nicht im sortiment ist, aber beim nächsten besuch steht’s schon im regal. das erlebt man im supermarkt nicht!

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