‚Der Vorgartenmarkt ist bodenlos ehrlich’

Himbeeren VorgartenmarktEs ist höchste Zeit, ein paar liebe Markt-Mitarbeiterinnen vorzustellen. Maria Cozzo gewährt uns Einblicke in ihre Arbeit beim Biohof-Adamah und erzählt von ihrer eigentlichen Haupt-Beschäftigung, ihrem Mode-Label.

Den ‚Biohof Adamah‘ stelle ich nicht lange vor, er ist in Wien weithin bekannt. Der landwirtschaftliche Betrieb im Marchfeld produziert seit 1997 in biologischer Wirtschaftsweise. Im Jahr 2000 begann man mit dem Abo-Kistl-Zustellsystem, das Bio-Produkte in Wien und Umgebung an die Wohnungstür liefert. Das Sortiment stammt mittlerweile zusätzlich von Bio-Bauern und -Handelspartnern. ‚Adamah‘ ist übrigens das hebräische Wort für ‚Ackerboden‘ und ‚Mensch‘ und ist auf mehreren Wiener Märkten vertreten. Den Laden am Vorgartenmarkt gibt es seit 2013 (Öffnungszeiten).

Update 2/18: Traurig, aber für die Markt-Forscherin nachvollziehbar, wenn es aus wirtschaftlichen Gründen notwendig ist: Der Biohof Adamah schließt seine Standln auf den Wiener Märkten – außer – vorerst – auf dem Vorgartenmarkt. Vielleicht fällt dem Adamah ja bald wieder was ein, um den Zeitgeist zu treffen und die Nase in Sachen Bio vor den Supermärkten zu haben …

Mark-Forscherin: Maria, seit wann arbeitest du bei ‚Adamah‘?
Maria Cozzo: Ich arbeite drei Jahren hier, also von Anfang an, und zwar in Teilzeit. Begonnen hat es, als ich einmal gemeinsam mit einer Freundin an einem Marktstand im Winter ausgeholfen habe. Es war wahnsinnig kalt, aber es hat mir irrsinnig gut gefallen.

Maria Cozzo Fraggletribe

Was war für dich der Grund, fix für den Biohof Adamah zu arbeiten? 

Ich interessiere mich immer schon für Essen und Lebensmittel und probiere gerne Sachen aus. Gesund ernährt habe ich mich auch schon immer. Ich komme vom Land und meine Großeltern hatten  eine Landwirtschaft. Von da her kenne ich den Ursprung der Nahrungsmittel und weiß, was gut ist und warum. Es war für mich naheliegend, hier zu arbeiten.

Was macht dir dabei am meisten Spaß?

Der Kontakt mit den Menschen. Ich habe viele Leute am Markt kennengelernt und Freundschaften geknüpft. Die Kundinnen erzählen mir von sich und ich erfahre viel Persönliches. Das ist schön. Es fühlt sich interessanterweise ein bisschen wie meine frühere Tätigkeit im Sozialbereich an – die ich ebenfalls gern gemacht habe.

Außerdem verkaufe ich unheimlich gern. Ich glaube, ich hab ein Talent dazu – das hab ich von meinem Großvater geerbt. Manchmal schwappt es Leute ins Geschäft herein, die nie biologisch einkaufen würden. Sie gehen vorbei, sehen etwas Interessantes, kommen herein und fangen zu reden an. Mit Reden kommen ja die Leute zusammen. Sie erzählen, wie die Milch früher am Land geschmeckt hat. Dann sage ich, dass unsere Bio-Milch so schmeckt wie früher. Sie kaufen probeweise einen Liter Milch. 90 % von ihnen kommen wieder und kaufen weiterhin die Milch, weil sie sie an ihre Kindheit erinnert.

Was machst du, wenn du nicht im Geschäft stehst?
Ich bin Modedesignerin. Und zwar führe ich gemeinsam mit meinem Freund und seiner Schwester das Modelabel ‚Fraggletribe‚. Letztes Jahr feierten wir unser 10-jähriges-Bestehen! Insgesamt sind wir dafür drei Monate pro Jahr auf Bali. Wir fahren mit den neuen Schnitten hin und entwickeln dort mit den Schneiderinnen die Prototypen. Wenn wir mit der Fertigung der Prototypen zufrieden sind, fliegen wir zurück und unsere Näherinnen produzieren die Kollektion. Ende April kriegen wir die Ware geliefert. Vor zwei Wochen war es wieder soweit.

Wie kam’s zur Gründung eures Labels?

Wir haben schon ganz früh begonnen, unsere Klamotten selbst zu nähen. Am Land hatten wir weit und breit nichts Gescheites zum Shoppen. Wir haben uns selbst alles beigebracht und das hergestellt, was wir wollten. Irgendwann wollten unsere Freunde und Bekannte unsere Sachen auch tragen und die Nachfrage stieg. Davor arbeitete ich im Sozialbereich, was mir viel Spaß gemacht hat. Nach zehn Jahren war ich aber bereit für etwas Neues. Mein Freund hatte zu der Zeit außerdem wahnsinnige Rückenschmerzen bekommen vom vielen Sitzen in seinem anstrengenden Bürojob. Wir haben beschlossen, etwas zu ändern, und zwar rasch und grundlegend. Wir reisten nach Indien und begannen mit dem Aufbau des Labels. Allerdings hat es uns dort nicht so gut gefallen: Es ist wahnsinnig schwer, sich als Frau im Geschäftsleben zu behaupten. Ein Freund gab uns den Tipp, es auf Bali zu versuchen. Das taten wir und bauten eine kleine generationen-übergreifende Firma auf – mit fast ausschließlich Frauen.

Drei Begriffe, mit denen du den Vorgartenmarkt charakterisierst?

Der Markt ist sehr kontrastreich, was die Leute betrifft. Es gibt alle Altersgruppen und grundverschiedene Kundschaften. Ich kenne viele Märkte und das habe ich noch nirgends so erlebt. Es ist außerdem ein ehrlicher Markt, ich würde sogar sagen, ‚bodenlos ehrlich’. Auf manchen Märkten wird dir etwas vorgespielt, hier ist es einfach sehr bodenständig. Und es wird viel gelacht.

Was gefällt dir am Vorgartenmarkt?

Der Markt ist für mich ein wunderschöner Arbeitsplatz. Es ist schön, in Früh Adamah Vorgartenmarktanzukommen, wenn alles noch schläft. Nur am Markt ist schon viel los. Und man begegnet vielen verschiedenen Kulturen. Ich mag meine Stand-Nachbarn irrsinnig gern, weil das gegenseitige Helfen und nicht die Konkurrenz im Vordergrund steht.

Welche Wiener Märkte magst du außerdem?

Ich bin grad ziemlich in den Meidlinger Markt gekippt, weil ich in der Nähe wohne. Früher war ich Karmeliter-Markt-Fan. Jetzt nicht mehr, denn er hat sich stark verändert. Dort war mein Stammlokal für alle Lebenslagen – das es leider nicht mehr gibt – , eine kleines Spritzer-Lokal mit einem Biertisch draußen.

Und zum Abschluß, was wünscht du dir für den Markt? 

Ich wünsche mir, dass der Vorgartenmarkt noch bekannter wird in Wien und dass mehr Anrainer den Markt in ihr alltägliches Leben integrieren.

Vielen Dank für das Gespräch, Maria!

Was verbindet ihr mit dem Vorgartenmarkt? Und welche Wiener Märkte mögt ihr besonders? Hinterlasst mir eure Kommentare, ich bin neugierig, von euch zu lesen!

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